Reformierte Kirche Bühler

Freitag, 31.03.2017

Neulich in der Appenzeller Bahn

Im Bähnli traf ich neulich zu meiner grossen Freude eine alte Bekannte wieder. Wir hatten uns lange nicht gesehen und plauderten über dies und das. Wir tauschten Geschichten und Erinnerungen aus, dachten an gemeinsame Bekannte und über das Leben im Allgemeinen und im Besonderen nach.

Uns wurde klar, dass wir schon einiges in unserem Leben erlebt haben. Sie wegen ihres Alters schon mehr als ich, rein mengenmässig. Und auch: Dass wir bewahrt worden sind. Trotz diverser Rückschläge ist alles gut gegangen. Und wenn alles um uns herum einmal in Trümmern lag: Auch dort konnte Schönes aufkeimen und wachsen. Manchmal haben wir eine Weile gebraucht, bis wir es erkennen konnten. Aber immerhin.

Wir hatten das Appenzellerland inzwischen verlassen und ruckelten durch St. Gallen, vorbei an der grossen Baustelle, in der der Ruckhalde-Tunnel entsteht. Mich faszinieren Tunnelbaustellen seit ich weiss, dass es Tunnel gibt. Da wird von zwei Seiten aus ein Loch in das Dunkel gebohrt. Da ist viel Gehirnschmalz nötig, viel geistige und körperliche und maschinelle Kraft. Und dann, wenn die Berechnungen stimmen, treffen eines Tages die Tunnelstücke aufeinander. Trotz moderner Technik keineswegs selbstverständlich. Und nachdem die Tunnelarbeiten zunächst immer weiter ins Dunkel geführt haben, zeigt der Tunnel nach dem Durchbruch plötzlich Wege ins Licht. Egal in welche Richtung. Egal ob vorwärts oder rückwärts. Egal ob bergauf oder bergab: Da ist Licht.

Was, wenn Gott für uns die Tunnel gräbt? Wenn in der tiefsten Dunkelheit der Durchbruch gelingt und der Weg ins Licht frei wird?

Lars Syring, Pfarrer in Bühler