Reformierte Kirche Bühler

Dienstag, 02.01.2018

Wir müssen sparen - koste es, was es wolle!

Und? Sind Sie gut ins Neue Jahre gekommen? Schon alle Vorsätze über Bord geworfen? Oder waren Sie dieses Jahr weise genug, ohne Vorsätze zu starten?

In kirchlichen Kreisen gibt es die schöne Tradition der Jahreslosung. Ein Bibelvers, ausgelost, soll uns Weisung sein. Das ganze Jahr begleitet sie uns. Durch Dick und Dünn. Ein gelegentlicher Blick auf die Losung tut gut. Sie relativiert das Alltagsgetriebe.

Wir haben für 2018 eine Losung bekommen, die uns als Kirche richtig weh tun könnte, sollte, müsste: „Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ So steht es im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung des Johannes (21,6).

Warum dieser Vers weh tut? Und der Kirche besonders?

1. Gott sieht uns liebevoll als Bedürftige an. Durstige! So nehmen wir uns selbst nicht wahr. Wir können doch alles aus eigener Hand. Und wenn wir Durst haben, holen wir uns was zu trinken. Durst ist nicht unser Thema. Und überhaupt. Die Kirche bauen wir doch auch selbst. Wir gestalten und verwalten das kirchliche Leben. Blöd nur, dass wir diesen tötelnden Geschmack nicht mehr weg kriegen. Er klebt an uns. Duschen hilft da nur begrenzt. Wie war das noch mit der Auferstehung?

2. Gott gibt uns lebendiges Wasser. Lebendiges! Das ist wohl so ziemlich das Gegenteil von dem, womit wir rechnen. Wir haben das lebendige Wasser abgekocht, solange, bis nichts mehr drin ist, was leben könnte. Ist das Evangelium wirklich so belanglos?

3. Gott gibt uns das Wasser umsonst. Kostenlos! Auch das läuft unserem Gestalten und Verwalten zuwider. Bei allem, was umsonst ist, denken wir an vergebens, nichts wert. Und noch viel schlimmer: In Zeiten der überbordenden Sparwut ist kostenloses lebendiges Wasser die schlimmstmögliche Katastrohe. Der können wir nämlich nicht durch Sparen Herr werden. Die können wir nicht eindämmen. Gott sei Dank! Doch das kratzt noch viel mehr an unserem Grössenwahn. Sollten wir vielleicht doch nicht alles selbst in der Hand haben?

Solange wir den Eindruck haben, wir können Kirche selbst machen, sind wir dem Untergang Geweihte. Solange wir den Kontakt zur Quelle nicht wieder frei legen, sind alle unsere Bemühungen zum Scheitern verurteilt.

Vielleicht erinnert uns die Jahreslosung im neuen Jahr gelegentlich daran. Gott hat etwas für uns. Er gibt uns - gratis - lebendiges Wasser. Gebe Gott, dass etwas davon spürbar wird.

Lars Syring

Pfarrer in Bühler